Erst rund ein halbes Jahr ist es her, als Canon auf der letzten Photokina mit der EOS R eine neue Kameraserie vorgestellt hat: Seine ersten Systemkameras mit Vollformat-Bildsensor. Zeitgleich startete auch Nikon mit der Z-Serie seine ersten Vollformat-Systemkameras Z6 und Z7 vor. Den Anfang machte bei Canon die 2499 Euro teure EOS R, eine Systemkamera mit der Technik der Canon EOS 5D Mark VI, die zwischen Profi und Amateur angesiedelt ist ( lesen Sie auch unseren Vergleich der Canon EOS R gegen das iPhone XS Max ). Nun stellt Canon eine Kamera vor, die sich an Fotoamateure richtet und als Systemkamera-Fortsetzung der Spiegelreflexkamera EOS 6D Mark II betrachtet werden kann.
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Gerade einmal 1499 Euro soll der Body der Canon EOS RP kosten, die Ende Februar 2019 auf den Markt kommen soll, 1000 Euro günstiger als die große Schwester Canon EOS R. Der Straßenpreis wird erfahrungsgemäß niedriger sein. Für den Umsteiger eines Spiegelreflexsystems packt Canon einen Objektivadapter mit bei. So lassen sich alle EF- und EF-S-Objektive ohne qualitative oder funktionelle Einschränkung weiterverwenden. So möchte Canon die Vollformat-Systemkamera schmackhaft für ambitionierte Fotoamateure machen, die entweder bereits eine Canon Spiegelreflexkamera besitzen oder gar von einem anderen System umsteigen.
Klein, leicht und abgespeckt
Mit den Maßen von 132,5 × 85,0 × 70,0 mm und einem Gewicht von 440 Gramm ist die EOS RP leichter und kompakter als die EOS R. Bei der Ausstattung muss man im Vergleich zur EOS R einige Abstriche machen, aber das ist bei einem Preisunterschied von 1000 Euro durchaus verständlich. So bietet die EOS RP einen niedrigen aufgelösten elektronischen OLED-Sucher, er bietet 2,36 Millionen Bildpunkte, während der Sucher der EOS R 3,69 Millionen Bildpunkte darstellen kann. Auch das Touch-Display unterscheidet sich von dem der EOS R: Beide lassen sich zwar ausklappen. Doch das Display der EOS RP ist mit 3,0 Zoll etwas kleiner und bietet mit 1,04 Millionen Bildpunkten nur die Hälfte der Auflösung des Displays der EOS R. Auch auf die Sensor-Wippe auf der Rückseite muss man bei der EOS RP verzichten. Für die EOS RP ist der 79 Euro teure Erweiterungsgriff EG-E1 erhältlich.
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Etwas EOS 6D Mark II, etwas EOS R
Ausgestattet ist die Canon EOS RP mit einem CMOS-Vollformatsensor, der wie die Spiegelreflexkamera EOS 6D Mark II 26,2 Megapixel effektiv auflöst. Die EOS R nutzt einen Bildsensor mit 30,3 Megapixeln. Wie bei der EOS R soll ein DIGIC 8 Prozessor unter anderem eine hohe Detailgenauigkeit und gute Bildergebnisse auch bei wenig Licht liefern. Die Empfindlichkeit reicht wie bei der EOS R bis ISO 40.000 und lässt sich manuell bis ISO 102.400 erweitern.
Das Autofokus-Feld deckt 88 Prozent horizontal und 100 Prozent vertikal ab. Der Fokuspunkt lässt sich wie bei der EOS R über 4779 AF-Positionen nahezu stufenlos wählen. Zusammen mit dem Dual Pixel CMOS AF System soll der Autofokus auch bei sehr wenig Licht von -5 LW (Lichtwert) noch funktionieren. Im Vergleich: LW 0 herrscht etwa bei Neumondnacht, LW 4 bei einem Motiv im Kerzenschein, so Markus Wäger . Zudem soll der Autofokus mit 0,005 Sekunden der weltweit schnellste sein. Interessant ist die neue Funktion des Fokus Stacking, bei dem sich unterschiedlich fokussierte Fotos zu einem durchgängig scharfen Bild zusammenfügen lassen. Das geschieht später mit der Software Digital Photo Professional für Windows oder macOS . Ein neues Raw-Format soll Bilder bei 14 Bit Farbtiefe mit bis zu 40 Prozent geringerer Dateigröße speichern können. Aufnahmen lassen sich direkt in der Kamera verarbeitet werden, das ist auch mit Raw-Fotos möglich. Zudem lassen sich mit dem Kreativ-Assistent eine Reihe von Filtern und Effekten zufügen, das Ergebnis speichert die Kamera als JPEG-Datei. Die Daten gelangen entweder per USB oder WiFi zum PC oder Smartphone, auch eine Bluetooth-Schnittstelle ist dabei.
4K Video, aber…
Dank des DIGIC 8 Prozessor kann die EOS RP auch 4K-Viodeos aufnehmen. Die Bildwiederholrate liegt dabei bei 25 Bildern pro Sekunde, in der Full-HD-Auflösung schafft die Kamera 60 Bilder pro Sekunde. Zudem bietet die Kamera Funktionen wie 4K-Zeitraffer, Intervall-Timer, Movie Servo AF und HDR-Videos. Der Autofokus soll eine präzise Fokussierung und Gesichtserkennung ermöglichen und der 5-achsige Movie Digital IS eine Stabilisierung beim Filmen. Ein Mikrofon und Kopfhörer lässt sich anschließen. Für anspruchsvolle Videofilmer interessant: In 4K-Auflösung ist bei einer Bitrate von 120 Mbit/s Schluss, die EOS-R schafft hier bis zu 440 Mbit/s.
Sechs Objektive noch dieses Jahr
Vier RF-Objektive gibt es bereits. Zeitgleich mit der EOS RP hat Canon auch eine Roadmap für neue RF-Objektive vorgestellt. So sollen 2019 noch weitere sechs RF-Objektive auf den Markt kommen, fünf davon sind Profi-Objektive der L-Serie. Zwei Objektive befinden sich im Moment in der Entwicklung, dürften also innerhalb der nächsten Wochen vorgestellt werden.
Für einen empfohlenen Verkaufspreis von 2499 Euro bietet Canon die EOS RP im Kit mit dem Objektiv RF 24-240mm f/4-6.3 IS USM an. Dieser kleine Bruder des L-Objektivs bietet eine geringere Lichtstärke, die im Weitwinkel ab F4.0 und im Telebereich ab F6.3 beginnt. Bald wird sich das kompakte Reiseobjektiv RF 24-240mm f/4-6.3 IS zu dieser „Economy Klasse“ dazu gesellen, das eine Brennweite von 24 bis 240 Millimeter bietet. Wann es kommt und was es kosten wird, hat Canon bisher noch nicht verraten.
Bei allen weiteren geplanten Objektiven handelt es sich um Modelle der L-Serie, Canons Profi-Liga:
– RF 85mm F1.2L USM: Festbrennweite im mittleren Telebereich mit hoher Lichtstärke für professionelle Porträtaufnahmen.
– RF 85mm F1.2L USM DS : Das „DS“ steht für Defocus Smoothing, mit dem ein gleichmäßiges, gezielt unscharfes Vorder- und Hintergrundbokeh erzeugt werden kann.
– RF 24-70mm F2.8L IS USM: Ein leistungsstarkes Standardzoomobjektiv für Profis
– RF 15-35mm F2.8L IS USM : Dank Weitwinkel und hoher Lichtstärke für Architektur, Innenräume oder Landschaften.
– RF 70-200mm F2.8L IS USM: Derzeit in der Entwicklung befindet sich dieses reaktionsschnelle Profiobjektiv für Hochzeits-, Sport- oder Wildlife-Fotografie